Ballettschule
Armin Weiss
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Einmalige Chance im Leben

Von Karina Eyrich 12.07.2018


Die Tänzerin weiß: Haltung ist nicht nur im Ballettsaal wichtig. Foto: Schwarzwälder Bote

Was hat Ballett mit dem Leben zu tun und warum wird es einfacher durch Ballett? Es sind erstaunliche Erkenntnisse, die sich nach dem Workshop mit Ursula Borrmann, einer der besten deutschen Tanzpädagoginnen, auftun.

Albstadt-Ebingen. Als ob sie 1000 Augen hätte: Ursula Borrmann beobachtet ganz genau und sieht scheinbar alles. Jede nicht gestreckte Fußspitze, jeden abgespreizten Finger. Und natürlich: die Schultern. "Sie hängen zu lassen, darf nicht normal sein, auch nicht beim Essen am Tisch oder in der Straßenbahn", sagt Borrmann. Dann streckt sie sich demonstrativ durch – Brust raus, Schultern nach hinten –, lächelt und sagt: "Das muss normal sein."

Alle zwei Jahre kommt die ebenso erfahrene wie renommierte Tanzpädagogin in die Ballettschule Weiß nach Albstadt und gibt dem Training der Elevinnen den letzten Schliff. Immer wieder deutet sie eines der Mädchen heraus, die etwas vormachen sollen oder hie und da noch etwas korrigieren müssen. Sie selbst zeigt trotz ihrer acht Lebensjahrzehnte gerne, wie es geht, ehe ihr aufmerksamer Blick wieder durch die Reihen schweift und ihre Kommandos ertönen: "Assemblé, Plie, Fermée!"

Schon 1991 haben sich Armin Weiß und Ursula Borrmann kennengelernt, als der vielseitige Sportler sich zum Ballettlehrer ausbilden lassen wollte. Eine Stunde hätten sie miteinander geredet, dann habe sie ihm gesagt: "Ich sehe schon: Sie kann ich nicht abbringen von Ihrer Entscheidung", erinnert sich Weiß. So habe sie ihn in eine Schule nach Vaihingen/Enz geschickt, die nach ihrem System arbeitet, wo Weiß bei Gudrun Schreiber ausgebildet wurde – erst ein Jahr lang vor Ort, danach im Fernstudium bei Ursula Borrmann.

Sie ist zusammen mit Gudrun Schreiber nach Albstadt gekommen, und alle drei arbeiten – jeder an seinem Platz – mehrere Tage lang mit den Elevinnen der Ballettschule Weiß. Dass es dabei sehr viel disziplinierter zugeht als bei anderen Gruppen derselben Altersstufen, ist für Eva Weiß ganz normal: Ohne Konzentration und Disziplin funktioniere der Unterricht nicht, und die Fähigkeit, bei der Sache zu bleiben, komme den Schülerinnen auch in anderen Lebenslagen – vor allem in der Schule und im Studium – zugute, weiß Eva Weiß, auch aus ihrer eigenen Erfahrung als Mutter. Ursula Borrmanns Lehrmethode ist das "Leningrader System": Sie ist eine von nur drei westeuropäischen Tanzpädagogen, welche die anspruchsvolle Ausbildung in Leningrad durchlaufen haben: eine achtjährige Profitänzer-Ausbildung plus Pädagogik. Borrmanns Ehemann hat mit der Ballettlegende Rudolf Nurejew die Akademie in St. Petersburg mit Bravour abgeschlossen.

Kein Wunder also, dass nur wenige Tage mit ihr reichen, um sichtbare Fortschritte zu machen, wobei Armin Weiß an Ursula Borrmann schätzt, dass sie zwar "den Daumen drauf" halte, also streng sei, den Elevinnen aber dennoch die Möglichkeit gebe, sich selbst ebenfalls einzubringen.

Im Alter von sieben Jahren fangen die meisten seiner Schülerinnen an, und wenn sie dabei bleiben und Erfolg haben, steht ihnen der Weg an eine Akademie offen, so wie es Tanja Probst gelungen ist. Die Profitänzerin kommt ebenfalls immer wieder zu Armin Weiß, um sich im Einzeltraining mit ihm zu verbessern, und ist ein Vorbild für den Albstädter Ballettnachwuchs.

Am Workshop mit Ursula Borrmann dürfen jene Mädchen teilnehmen, die mindestens zwei Mal pro Woche trainieren. "Die meisten dieser rund 50 Schülerinnen werden nicht mehr oft im Leben Gelegenheit bekommen, mit einer solchen Persönlichkeit zusammen zu arbeiten", sagt Armin Weiß – froh, sie seinen Schützlingen bieten zu können. Seine Ballettschule profitiert freilich auch davon, denn 2019 steht die nächste große Aufführung an, die Weiß wegen des Aufwands nur alle fünf Jahre veranstaltet. Und nach dem Workshop mit Ursula Borrmann, soviel ist sicher, wird sie ein noch größerer Augenschmaus werden: für Ballettfreunde und solche, die es werden wollen.